„Autoren dürfen auch mal spinnen“

Kinder- und Jugendbuchautor Boris Pfeiffer besucht die DSG – Lesung, Autorenbegegnung und Workshops

Janosch sitzt geduldig im Stuhlkreis. Eigentlich würde er gerne nach vorne rennen und all seine Fragen stellen. Aber er hält sich zurück – was ihm gerade sichtlich schwerfällt. Vorne, vor den Kindern der ersten Klasse sitzt Boris Pfeiffer. DER Boris Pfeiffer. Autor von gut 70 Bänden der „Drei ??? kids“. Janosch, nur kurz zu Gast in der ersten Klasse, hat Fragen. Viele Fragen. Großartige Fragen. Der Fünfjährige, der noch die benachbarte Vorschule besucht, meldet sich geduldig – und wird drangenommen. „Gibt es die drei Fragezeichen Kids wirklich?“ Boris Pfeiffer, längst Profi in Sachen Kinderfragen, bleibt seriös. „Nein, die gibt es nicht. Die sind erfunden, wie auch Rocky Beach.“ – „Ohhh“, grummelt Janosch nur und hört dann weiter zu.

Ein ähnlicher Ort in den Vereinigten Staaten kommt Rocky Beach gleich. Topanga Beach heißt er und befindet sich in Kalifornien. Boris Pfeiffer war dort, hat sich alles angesehen, als er, gemeinsam mit weiteren Autoren, die „Drei ??? kids“ übernommen hat. Erfunden wurde die listige Detektivtruppe von dem amerikanischen Autor Robert Arthur. Im Jahre 1964 war das. Nachdem er etwa zehn Bände geschrieben hat, haben andere Autoren übernommen, so auch Boris Pfeiffer, der mit seiner Frau in Berlin lebt.

Der Vielschreiber Pfeiffer erklärt den Erstklässlern mit einem Augenzwinkern, dass Autoren manchmal spinnen. Fantasieren und sich zusammenbasteln, was ihnen gerade gefällt. Wie auch die Geschichten von „Die wilden Freunde“, die er im Gepäck hat, um sie in der Deutschen Schule in Genf zu lesen. Die wilden Freunde sind fürwahr ein besonderes Pack und als Pfeiffer nach dem wer ist wer fragt, bekommt der gebürtige Berliner prompt die Antworten: Der Nachwuchs in der Ersten ist belesen. Bis hin zu den Spitznamen der Protagonisten sind den Neulesern die Figuren der Serie längst bekannt.

Nachdem der 57-jährige Autor mit Geduld und wirklichem Interesse die Fragen der Sechsjährigen – und die von Schulgast Janosch – beantwortet hat, geht es weiter in die Aula. Dort sind eine Menge Fünftklässler zugegen, um von einem Fachmann zu erfahren, wie das eigentlich geht – mit dem Bücher schreiben. Vorgestellt hat sich Pfeiffer kurz und ziemlich lustig erzählt, wie die DSG-Lehrerin Marta Slaby ihn an die Schule „gelockt“ habe. „Die Marta hat nicht locker gelassen“, erklärt der Autor und lacht und freut sich dann sehr, einen Schreibworkshop für die Älteren durchführen zu können.

Geschichten sollten sie liefern, so der Autor, der mittlerweile über 150 Kinder- und Jugendbücher geschrieben hat, Theaterstücke und sogar ein Musical. Boris Pfeiffer hört zu. Nimmt die Kinder ernst. Ist ganz bei ihnen und lobt deren Fantasie. „Hört mal“, sagt er dann. „Wir können ein Buch mit euren Geschichten herausbringen.“ Alles sollen die Kinder gestalten – auch das Titelbild. „Aber nur eines“, fügt er dann lachend hinzu. „Wir können nicht 100 Bücher mit 100 verschiedenen Titelbildern drucken.“ Ideen bei den Nachwuchsautoren sind längst vorhanden.

Womit Boris Pfeiffer vielleicht nicht gerechnet hat: Er wird beim Wort genommen. Sofort. Und eigentlich steht das Buch schon, bevor er seinen eigenen Verlag darüber in Kenntnis gesetzt hat. Wiederkommen soll er auch. Unbedingt. Meint auch Janosch. Auch, weil er so gerne die „Drei ??? kids“ von dem eigentlichen Erschaffer vorgelesen bekommt.

Von Britta Hoehne

 

Auch die Kids der Schulzeitung Tintenklecks haben mit Boris Pfeiffer gesprochen. Hier das Interview in voller Länge:

 

 

 

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