Politikabend mit Zeitzeugin Erika Schreiber

Begegnung mit einer Überlebenden des Zweiten Weltkrieges – Ein außergewöhnliches Zeugnis an der DSG

Am Donnerstag, den 13. März, um 18 Uhr  hatten wir das Privileg, Frau Erika Schreiber persönlich kennenzulernen.

Ein gelungener Zeitzeugenabend in der DSG, so die einhellige Meinung der gut 130 Besucher dieser Veranstaltung, darunter die Schüler*innen der Oberstufe, Lehrer, Eltern, Gäste von der Societé und aus dem Vorstand sowie von den Botschaften aus Deutschland und Österreich. Nach der Präsentation des Kurzfilms über Erikas Empfang in Washington,begann der Austausch mit der Zeitzeugin.

Die 91-jährige Zeitzeugin, die von ihrem 82-jährigen Bruder begleitet wurde, erzählte offen und bewegend von ihren Erlebnissen. Die geborene Sudetendeutsche erinnert sich noch an den jubelnden Empfang Hitlers 1938, erlebt nach 1945  Zwangsdeportation, Hunger und Gewalt im Flüchtlingslager, den Neuanfang im zerstörten Deutschland und 1947 dann das langersehnte Wiedersehen mit ihrem Vater. Über ihre Erlebnisse gab sie authentisch und emotional Auskunft, sie und ihr Bruder schilderten eindrucksvoll den schwierigen Neuanfang nach der Vertreibung und die Ereignisse während dieser.
Das Publikum zeigte großes Interesse und stellte viele Fragen. Auch unsere zukünftigen Abiturienten zeigten, wie sehr sie das Thema beschäftigte, sowohl auf persönlicher als auch auf historischer Ebene.
Erika Schreiber, ergreifend ehrlich und ungemein sympathisch, machte diese Begegnung zu einem besonderen Erlebnis und hinterlässt bleibenden Eindruck. Ein bewegender und wichtiger Abend.

Der Appell der Zeitzeugin: Lasst euch nicht von Demagogen verführen – eine Botschaft, die heute mehr denn je aktuell ist.

 

Wie Erikas Geschichte an Bedeutung gewann und zu einem wertvollen Zeitdokument wurde 

Erika Schreiber lebt in Vogt (Baden-Württemberg) und ist die Tochter von Norbert Wagner, einem Mitglied der NSDAP im Sudetenland und Soldaten während des Krieges. Ihr Vater wurde 1944 von den Amerikanern gefangen genommen und 1947 freigelassen – ein Schicksal, das nur ein Kapitel in Erikas außergewöhnlichem Leben darstellt.

Ihre Geschichte umfasst ihre Schulzeit unter dem NS-Regime, ihre Zwangsdeportation mit ihren jüngeren Geschwistern, die von russischen und tschechischen Truppen ausgelösten Gewaltereignisse, den schweren Hunger, den ihre Familie in einem Flüchtlingslager erlitt, das lang ersehnte Wiedersehen mit ihrem verschollenen Vater sowie die Herausforderungen des Neuanfangs. Sie spricht zudem offen über ihre Ansichten zu Hitler, zur jüdischen Gemeinschaft und über die Gewohnheiten, die ihr helfen, ihre Gesundheit bis heute zu erhalten.

Vom Austausch zu einem wertvollen Zeitdokument

Julián Ginzo, Erikas Interviewer und Lebensgefährte ihres Patenkindes, Christine Wagner, Lehrerin an der DSG, lernt “Tante Erika” bei einer Familienfeier im Oktober 2023 in Eichstätt, Deutschland, kennen. Beeindruckt von ihrer unglaublichen Lebensgeschichte, ihrem wachen Geist und ihren vielen Erinnerungen, entsteht die Idee eines Interviews. Was als persönlicher Austausch bei einer Familienfeier beginnt, wächst zu einem wertvollen Zeitdokument heran – und Tante Erika zu einer wichtigen Stimme der Erinnerung.

Das Interview, das über den untenstehenden Link kostenlos verfügbar ist, wurde in die historischen Archive des Holocaust Memorial Museum in Washington, D.C., des Yad Vashem World Holocaust Remembrance Center in Jerusalem und des Holocaust-Museums in Buenos Aires aufgenommen.

In Anerkennung ihrer Zeugenaussage wurde Erika im August 2024 nach Washington, D.C., eingeladen, wo sie vom National Holocaust Museum herzlich empfangen wurde. Zudem wurde sie von Mitarbeitern des Executive Office auf dem Capitol Hill, der deutschen Botschaft, der St. Augustine’s Church sowie von Mitgliedern der Leitung der Washington Post begrüßt.

Zum Interview ERIKA:  INTERVIEW ANSEHEN

Foto v.l.n.r. Erika Schreiber, Christine Wagner (Lehrerin an der DSG) und Erikas Nichte und Patenkind, Julián Ginzo, Christines Lebensgefährte und  Erikas Interviewer.

 

 

 

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